Seekrankheit



Seekrankheit ist keine Krankheit

 

Was im Allgemeinen mit Seekrankheit bezeichnet wird, sind ihre Symptome. 

Müdigkeit, Übelkeit und Erbrechen, bis hin zum Verlust des Antriebes und der Lebenslust, so kennen viele Menschen die Seekrankheit.

Dabei handelt es sich nicht um eine Krankheit, sondern um eine fehlgeschlagene Anpassung an einen sich bewegenden Untergrund. In sich bewegenden, geschlossenen, Räumen, liefern die Augen andere Informationen zur Lage im Raum an das Gehirn, als die anderen Sinnesorgane. Auf der einen Seite orientieren sich der Gleichgewichtssinn und die Muskelrezeptoren an der Schwerkraft und die Gelenkrezeptoren an den Beugewinkeln. Auf der anderen Seite orientieren sich die Augen an den geraden Linien im Raum. Die Augen melden Stillstand ans Gehirn, die anderen Systeme melden Bewegung. Findet keine Anpassung der Systeme statt, die eine Verrechnung der unterschiedlichen Informationen gewährleistet, überlastet das Nervensystem und leitet dann den Überlebensmodus ein. Dieser wiederum folgt einem festen Notfallplan und der beinhaltet die bekannten Symptome der Seekrankheit. 

Alle medizinischen Therapien, meist in Form von Tabletten, sowie die gängigen Hausmittel versuchen lediglich die Symptome zu dämpfen, sie beheben aber nicht die Ursache der Seekrankheit. 


Die Gewohnheit der Augen

 

Westlich geprägte Menschen sind daran gewöhnt, in erster Linie die Augen als Referenz, für den Erhalt des Gleichgewichts heran zu ziehen, da sie immer von geraden Linjen umgeben sind. Die Orientierung an geraden Linjen wie Türrahmen, Häuserkanten oder Fenstern, funktioniert ausgezeichnet. Menschen können schon Abweichungen von einer Geraden von 1-2 Grad sehen, wenn sie eine Referenz haben.

Daraus hat sich bei den meisten Menschen die Gewohnheit entwickelt, dem visuellen System immer den Vorrang zu geben, wenn es um die Bestimmung der Lagen im Raum geht und zum Erhalt des Gleichgewichts. 

 

Stellen Sie sich doch bitte kurz mal auf ein Bein und schließen Sie dann die Augen..............

 

Diese Gewohnheit folgend, benutzen Menschen auch die Augen zum Erhalt des Gleichgewichtes, wenn sie sich auf einem Schiff, oder einer anderen bewegten Unterlage befinden. Die Augen versuchen Recht zu behalten und passen so die Bewegungen an diese hier falsche Referenz an. Sie müssen sich festhalten um nicht um zu kippen, wenn sich der Boden neigt. Dabei melden die anderen Systeme eine Art Alarm, da sie sehr wohl Bewegung wahrnehmen. Die Augen behalten Recht und die ständige Überforderung des Nervensystems, das versucht eine pragmatische Einigung zwischen den Systemen zu erzielen, führt dann recht schnell zur Überlastung. 

 

Die visuellen Daten werden dann auch noch nach bestimmten, festgelegten Programmen verrechnet, was sie eben so schnell macht. 

Eins der Programme lautet: Wenn sich eins von zwei Dingen bewegt, das andere aber nicht, ist immer das größere die Referenz für das feste, das kleinere wird immer als das bewegte wahrgenommen. Das ist bei allen Menschen so. 

 

 

Nehmen wir an auf einem Museumsschiff, im Kapitänssalon, hängt eine polierte Messinglampe von der Decke des mit Mahagoni verkleideten Raums, und schwingt sanft mit der langen Dünung. 

 

 

Ein schönes Bild, aber leider falsch. Die Lampe hängt fast still, das Schiff schaukelt um die Lampe. Wir wissen das, aber wir sehen etwas anders. Ein Programm läuft ab, auf das wir keinen Zugriff haben. Der seefeste Seefahrende, folgt in seinen Bewegungen der Lampe, nicht dem Schiff. 

Der Horizont und die Schwerkraft

 

Auf den Horizont zu schauen kann bekanntermassen gegen Seekrankheit helfen. Wenn wir auf den Horizont schauen liefern die Augen die selben Informationen über die Lage im Raum wie die anderen Systeme. Damit kommt es nicht zu einem Konflikt von unterschiedlichen Daten. Problematisch kann es werden, wenn wir den Horizont nicht sehen können. Sei es unter Deck, Nachts oder bei Nebel. Wenn die Augen dann noch fixiert sind auf Seekarten, Lesen oder das Schneiden von Zwiebeln, ist es mit dem Horizont ganz vorbei. 

Menschen die nicht Seekrank werden, haben gelernt sich an der Schwerkraft zu orientieren. Dazu greifen sie auf die anderen Systeme zurück, die dazu zuverlässige Daten liefern, wenn man sie lässt. Es ist ein Lernprozess, dieses orientieren an der Schwerkraft zu etablieren.  Bei seefesten Menschen ist genau diese Fähigkeit gut trainiert. Sie unterstützen diesen Prozess immer mit den endsprechenden Bewegungen, die im Einklang mit der Schwerkraft sind. Ganz wesentlich scheint hier zu sein, dass der Kopf, quasi als Rechenzentrale und Ausgangspunkt, immer gerade zur Schwerkraft gehalten wird. Das machen zum Beispiel auch Vögel im Flug, wenn sie plötzlich die Richtung ändern um die Orientierung nicht zu verlieren.    Manchmal werden auch seekranke Menschen dazu gezwungen die "richtigen Bewegungen" zu machen, wenn sie zum Beispiel am Steuer stehen müssen. In dem meisten Fällen verschwindet dann die Seekrankheit ohne dass die Betroffenden wissen warum. 

 

Auch Vögel müssen den künstlichen Horizont halten, sonst verlieren sie die Orientierung. Dabei ist meist der Kopf gerade zum echten Horizont.
Auch Vögel müssen den künstlichen Horizont halten, sonst verlieren sie die Orientierung. Dabei ist meist der Kopf gerade zum echten Horizont.